Paula und das Lied der Bäume
Samstag, 20. September 2014
Madona und Moor
paula solosimpe, 21:03h
In dieser Woche fand ein Teil der Apfelernte statt. Wir ernteten eigene Äpfel, und die einer ehemaligen Lehrerin (die einen Hund hatte, in dem ein Teil Husky steckt, und noch viele andere). Aus den Äpfeln wurde dann ganz viel dunkler Apfelsaft, Apfelmus und Marmelade gekocht. Inzwischen haben wir auch schon unterrichtet, am Montag hieß es auf einmal: „Sie unterrichten jetzt“ und dann ging es los. Jojo und Ich unterrichten Klassen sieben bis neun in Deutsch und Klasse sechs in Englisch. Unsre Mitfreiwillige unterrichtet die Jüngeren Klassen. Zum Glück gibt es in Jeder Klasse Jemanden, der gut Englisch spricht und so können wir uns ganz gut verständigen. Die Klassen sind auch sehr klein (vier bis sechs Leute) und die Kinder sind wirklich lieb. Allerdings merkt man erst jetzt, wo man einer neunten Klasse Deutsch beibringen muss, was für eine wiedersinnige Sprache wir sprechen.
Inzwischen waren wir schon dreimal in Madona. Einmal am Sonntag, um in den lutherischen Gottesdienst zu gehen, einmal um ein Interview zu führen und am Freitag waren wir beim Jugendabend. Der lutherische Gottesdienst fing erst und zwölf an und dauerte zwei Stunden. Das lag daran, dass die Predigt sehr lang war und es viel Liturgie zu beten gab. Man singt hier viele Melodien, die man in Deutschland nur zu Weihnachten singt, aber auch andere bekannte Lieder und Melodien. Man bekreuzigt sich und empfängt das Abendmahl indem man sich im Halbkreis um den Altar kniet, vom Pfarrer gesegnet wird und die Hostie (mit einem Kruzifix drauf) und den Wein von zwei unterschiedlichen Messdienern bekommt. Nach dem Gottesdienst sollten wir noch am Mittagessen einiger Leuten aus der Gemeinde teilnehmen und man hat sich darüber lustig gemacht, wie wenig wir Deutschen doch essen. Richtig gesehen haben wir das 25 Kilometer entfernte Madona aber erst am Dienstag, als wir drei für eine Örtliche Zeitung interviewt wurden. Das kleine Städtchen ist im Vergleich zu deutschen Städten dieser Größe unglaublich sauber. Es scheint nichts zu geben, was kaputt ist und es gibt sowieso sehr viele Einrichtungen, darunter ein Jugendzentrum und eine Musikschule, die aus zwei Gebäuden mit schönen Glasfenstern besteht. Es gibt auch viele Läden darunter sogar einen Stoffladen. Am Abend waren wir noch bei einer Veranstaltung der babtistischen Kirche. Madona scheint sehr ökumenisch zu sein, weshalb mal ein Abend in dieser und dann wieder in jener Kirche stattfindet. Somit waren auch viele Leute aus anderen Gemeinden da. Eigentlich ist Lobpreismusik überhaupt nicht so meins, aber dadurch, dass alles so offen war und wir uns interessant unterhalten haben, war es doch ein ganz schöner Abend. Am Freitag gingen wir zum Jugendabend, bei dem wir eigentlich nur gegessen und zugehöhrt haben, wie die anderen sich unterhalten. Abends war dann noch eine Veranstaltung einer neuen Partei, da in Lettland bald Wahlen stattfinden. Der Wahlkampf sieht hier ganz anders aus, als bei uns. Es gab eine Wasser-Licht-show, bei der patriotische Lieder im Hintergrund liefen. Es wurden Bilder projiziert, bei denen aus den Europasternen der Umriss Lettlands gebildet wurde und so weiter. Die Letten haben auf Grund ihrer Vergangenheit einen ziemlichen Nationalstolz, weswegen das Ganze keinem albern vorkam. Viel wichtiger als das alles ist aber ein Ort an dem wir Heute waren: DAS MOOR Ich liebe das Moor und alles was drinnen ist, die Pflanzen, die kleinen Bäume und die Frösche und kleinen Spinnen. Ich mochte es schon immer. Heute früh fuhren wir los um im Moor Moosbeeren zu pflücken. Das Gras war noch mit glitzerndem Tau bedeckt, als wir über die sandige Landstraße und später einfach über die Wiese fuhren um zum Moor zu kommen. Zwischen ihm und der Wiese liegt allerdings ein breiter Wassergraben und dem ersten Mädchen lief schon am Anfang Wasser in einen ihrer Gummistiefel. Schon ehe man freien Blick hatte, sah man die ersten rot leuchtenden runden Moosbeeren zwischen dem Torfmoos hervorgucken. Sie sind klein und fest und wechseln in der Farbe zwischen Purpur- und Dunkelrot. Manchmal wachsen sie einzeln und manchmal sieht man mehrere auf einem Fleck. Sie schmecken so ähnlich wie Johannesbeeren, aber herber und saurer. Sie sahen sehr schön aus zwischen dem verschiedenfarbigen Torfmoos. Das Moor hier ist nicht sehr groß, aber trotzdem nicht minder schön. Die freie Fläche ist von Wald eingerahmt und hier und dort stehen kleine Kiefern, unter die man sich setzen könnte, weil die Wurzeln den Boden fest und trocken machen. Dazwischen wachsen Beerensträucher und Torfmoos, in das man oft Knöcheltief einsinkt. Und zwischen dem Moos wächst hohes, stacheliges Gras, das einem die Arme beim stundenlangen Pflücken zerkratzt. Trotzdem mag ich das Pflücken. Es ist eine langwierige, aber stille Arbeit. Wenn man Stunde um Stunde nichts tut, außer Pflücken, dann kommen einem auf einmal Lieder in den Sinn, die zu diesem Ort passen und einem fallen Texte ein, die man danach wieder vergisst. Am Ende hatten die Anderen keine Lust mehr, aber ich glaube, ich hätte noch viele Stunden dort zubringen können. Das Moor ist für mich irgendwie ein Ort der Ruhe, ich kann mich dort so gut besinnen… Ansonsten haben wir natürlich in der Küche geholfen und abgewaschen, aber sonst ist nicht viel passiert. Das Wetter ist schön, aber wenn die Sonne untergeht ist es sehr kalt. Gute Gedanken wünscht euch Paula Blick aufs Moor Moosbeeren sammeln Es gibt sogar Sonnentau hier ... comment |
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