Paula und das Lied der Bäume
Freitag, 26. Juni 2015
Līgofest im Regen
In der Nacht vom 23. Zum 24.Juni feiern die Letten das Līgofest, als Vorbereitung für den Jānistag, der am 24. begangen wird. Der 23. Begann für uns ganz normal mit alltäglicher Arbeit in der Küche und auf dem Feld, eine Freiwillige aus Rīga half uns dabei. Nach getaner Arbeit gingen wir riesige Sträuße von Blumen Pflücken um für den Abend Kränze daraus zu binden. Als wir einmal damit anfingen, wollten natürlich die ganzen Kinder auch welche haben und man braucht schon eine Weile, um einen Kranz herzustellen. Es hatte schon den ganzen Tag etwas genieselt, aber gegen Abend, als wir mit ein paar Leuten der Schule und noch einem weiteren Freiwilligen aus Rīga zu einer Bekannten, nahe bei Madona fuhren, fing es richtig an zu schütten, was für den Rest der Nacht nichtmehr wieder aufhörte. Wir wurden vom Hausherrn (dem Sohn der Bekannten) und der Hausherrin begrüßt, und als wir ihnen unser mitgebrachtes Essen gaben, wurde gleich das erste Līgolied gesungen, in dessen Refrain man leicht einstimmen konnte. Die Strophen wurden halbwegs improvisiert und hatten den Inhalt: kommt rein, dann bekommt ihr ein Bier und wenn ihr keins wollt, dann bekommt ihr einen Tee. Alle Frauen und Mädchen trugen Kränze aus Blumen auf dem Kopf.Die Kränze der Männer waren ungefähr dreimal so breit, wie deren Köpfe und aus Eichenblättern, so herausgeputzt hätte man von ihnen denken können, sie seien gerade irgendwoher aus dem Wald gekommen.
Gegessen wurde in einem alten, einzimmrigen Steinhaus, welches wohl das erste seiner Art in der Gegend gewesen sein soll. Es gab eine Jānissuppe, die über einem kleinen Feuer gekocht worden war, und natürlich den Jāniskäse mit ganz viel Kümmel darin. Nach Essen und Singen gingen wir auf einen kleinen Hügel, auf dem schon ganz viel Holz turmartig aufgeschichtet und mit Blumen geschmückt war. Auch wenn es wie aus Eimern kippte, begann das Feuer bald zu brennen. Es wurde auch eine hoch stehende Fackel entzündet. Man begann dann Lieder an die „Patentante Sonne“ zu singen, allerdings verstärkte sich der Regen daraufhin, anstatt Schwächer zu werden und bald lief uns allen das Wasser den Rücken herunter. Nach einer Weile flohen die Meisten wieder in das alte Steinhaus um sich vor dem Regen zu schützen und es wurde weitergegessen. Wir unterhielten uns mit den Gästen und froren die ganze Nacht, weil wir so nass waren. Als der Regen etwas schwächer wurde gingen wir wieder auf den Hügel, um im Feuerschein zu singen und zu tanzen, wäre es nicht so nass gewesen, hätten wir das die ganze Nacht bis zum Sonnenaufgang getan, aber so standen die meisten bald wieder am Feuer. Man trocknete zwar nur symbolisch, aber das Wasser in den Kleidern wurde wenigstens warm.
Den Rest der Nacht unterhielten wir uns in dem Steinhaus und als die Sonne aufging (von der wir allerdings nichts sehen konnten) fuhren wir nass nach Hause.
Trotz des Regens war es ein sehr schönes Fest und man konnte einige lettische Traditionen miterleben. Bestimmt werden wir uns noch sehr lange an die Līgonacht erinnern, in der es die ganze Zeit regnete.





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