Paula und das Lied der Bäume
Samstag, 21. März 2015
Frühlingsferien
In der letzten Woche hatten wir Frühlingsferien und das Wetter hat sich (zumindest bis vorgestern) würdig erwiesen, die Sonne schien und die Welt fängt wieder an zu duften. Zurzeit wird in der Schule sehr viel Birkensaft getrunken. Er wird gewonnen, indem man einen Pflock unten in den Stamm schlägt, der eine Kerbe hat, durch die der Saft des Baumes in einen Eimer fließt. Damit nichts in den Eimer fällt, steht über ihm, schräg an die Birke gelehnt, noch ein Stück Wellblech. Sowohl einige Bäume hinter der Schule, als auch beim Norwegerhaus, werden auf diese Weise gemolken. Manchmal schmeckt dieser Saft nur wie Wasser, aber an manchen Tagen ist er richtig süßlich.



Am Freitag war in der katholischen Kirche Madonas eine Taizé-Andacht. Einige Musikschüler aus Madona begleiteten die Gesänge, es gab ein Kreuz an dem man knien konnte und eine kleine Ansprache. Es war ein schöner und meditativer Abend.

In der letzten Woche sind wir mal aus der Schule geflüchtet. Eigentlich wollten wir nach Tallinn reisen, aber da wir nicht früh genug eine Rückmeldung aus der dortigen Gemeinde bekamen, fuhren wir am Montag erstmal nach Rīga und übernachteten dort für einige Tage. Tagsüber machten wir manchmal Ausflüge in die Umgebung und am Abend zeigten uns die dortigen Freiwilligen die eine oder andere Bar. Wir waren zum Beispiel in einem irischen Pub (in den vor allem die in der Stadt lebenden Iren kamen) und im Ala (übersetzt glaube ich „des Bieres“), einem sogenannten lettischen Volksclub. Dort gab es Livemusik, wie in vielen Bars in Lettland, und an manchen Abenden wird dort sogar getanzt. Man konnte sich bei dem Wetter aber auch einfach auf eine Bank setzten und die Spatzen füttern.
In der Stadt habe ich mir eine Flöte gekauft. Den Laden hatten wir schon mal früher entdeckt, aber ich hatte ihn vorher nicht wiedergefunden. Es gibt dort viele handwerkliche Dinge, zum Beispiel Holzspielzeug, Instrumente (vor allem Koklen und Flöten) und Schmuck, aber auch CDs. Die Flöte klingt ziemlich windig, hat nur sechs Grifflöcher und kein Daumenloch, die Oktaven muss man eben überblasen und erst rauskriegen, wie die Griffe liegen. Sie spielt sich so ähnlich wie die irischen Tin whistels. Und sie ist in „A“ gestimmt.







Am Dienstag waren wir in Jūrmala, das ist ein kleiner Urlaubsort am Strand, nördlich von Rīga. Man konnte sehr billig mit dem Zug hin- und zurückfahren, allerdings ist zurzeit die Haltestelle direkt im Ort geschlossen und wir stiegen in einer Ortschaft mit Namen Lielupe aus. Von dort kam man durch ein Kiefernwäldchen, gesäumt von Weiden, die schon Kätzchen trugen, an den Strand, an dem man einige Kilometer bis in das kleine Stadtzentrum laufen kann. Am Strand waren ganz viele Nebelkrähen, manchmal sogar mehr als Möwen und sie passten sehr gut zu den Kiefern, wie ich finde. Es war ein sehr warmer und windstiller Tag und so roch man das Meer fast gar nicht und brauchte keine Jacke, es schien als sei der Frühling tatsächlich gekommen. Viele Leute waren unterwegs und wanderten die Küste entlang, manche fütterten die Möwen und Krähen. In Jūrmala standen vor allem Holzhäuser aber auch Urlaubspaläste aus Glas, die vermutlich von der reichen Bevölkerung dorthin gestellt wurden. Natürlich ist dort alles auf den Tourismus ausgelegt, es gibt viele kleine Läden und Stände, die das ganze Jahr über Sachen verkaufen. Trotzdem war es ganz schön dort, vermutlich weil noch Frühling ist und nicht so viele Menschen da waren.







Am Mittwoch wollten wir eigentlich in zwei Konzerte gehen, für die wir Freikarten bekommen hätten. Das Erste fiel aus, weil im Dom der Strom ausgefallen war und bei dem Zweiten fanden wir die Frau nicht, die uns unsere Karten übergeben sollte. Dafür sind wir aber nochmal an den Strand gefahren und liefen ein bisschen zwischen den Kiefern herum, beobachteten die Krähen und aßen am Strand Kekse, während wir Muster in den Sand malten.








Interessante Verblauung







Donnerstagmorgen fuhren wir mit dem Bus nach Sigulda, das vor allem für seine Schlösser, Burgen und Wanderwege bekannt ist.
Wir liefen durch den Ort und sahen uns zuerst die kleine evangelische Kirche an. Sie war sehr schlicht und an den Wänden bei der Empore hingen Bilder, die aus Knöpfen gemacht waren, unter anderem auch der heilige Georg. Wir durften umsonst auf den Kirchturm steigen und konnten von dort aus schon das neue Schloss und die alte Burg sehen, zu denen wir dann hingingen. In das neue Schloss gingen wir nicht, aber man konnte im Park und auf der Terrasse umhergehen. Es wurde 1881 gebaut und ganz romantisch mit Zinnen geschmückt. Die alte Burg fand ich da interessanter. Sie wurde 1207 erbaut (später aber umgebaut) und gehörte der Livonischen Ordensbruderschaft. Man konnte als Schüler/Student für unter einem Euro rein und durfte überall hingehen. Das Tortürmchen steht noch und der Nordturm ist aus- und ein Wehrgang neugebaut. Der Palas ist eher eine Ruine und etwas abgesperrt, aber man konnte trotzdem viel davon sehen. Im Hof der Hauptburg befindet sich heute eine Freilichtbühne aus Holz. Zwischen Sigulda und dem Nachbarort Krimulda, liegt der Fluss Gauja, hinter dem das zweite Schloss und die zweite Burg liegen. Wir haben es nicht mehr geschafft, diese anzugucken (was wir noch vorhaben), konnten sie aber von den Türmen der alten Burg aus sehen.
Am gleichen Abend gingen wir in Rīga noch ins Kino zu „The Theory of Everything“.






Schloss


Burg von der Schlossterrasse aus


Die andere Burg von der einen Burg aus


Palas, Wehrgang und Torturm


Nordturm


Palas


Im Sommer wird wohl auch Bogenschießen angeboten.


Im Tortürmchen


Wehrgang


So sah sie mal aus, die Burg.


Das zweite Schloss von der ersten Burg aus.


Freilichttheater

Gestern Mittag fuhren wir wieder nach Madona und dann nach Švans, einem Nachbarort, zu Fuß vielleicht sechs Kilometer von der Schule. Es war kühler als die letzten Tage und wir kamen an, kurz bevor es regnete. Der Geruch von Regen erinnert mich irgendwie an Zeltplatz. Obwohl wir alle etwas fertig von der letzten Woche waren, wurde nach dem Essen (vielleicht so um fünf oder halb sechs) erst mal gearbeitet und so saugte ich das Kopierzimmer und die Kapela, denn heute haben wir wieder Gäste, bei uns war nämlich eine kleine Tagung der lettischen Brüdergemeine oder so etwas. Es hat auch wieder etwas geschneit, aber ich glaube es wird nicht liegen bleiben.

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