Paula und das Lied der Bäume
Mittwoch, 12. November 2014
Ferien 2
paula solosimpe, 17:43h
Wir sind doch nicht nach Riga gefahren, da unser Schlafplatz besetzt war. Dafür fahren wir nächste Woche, da ist nämlich ein lettischer Nationalfeiertag und es wird wahrscheinlich viel zu sehen geben. Zum Anlass des Nationalfeiertages wurde auch schon eine Lettlandflagge mit dem Spruch „Dievs, svētī Latviju!“ im Treppenhaus angebracht. Jojo und ich wurden vom Sohn der Direktorin schon gefragt, ob wir nicht vielleicht „and all nations“ drunter schreiben wöllten.
Die zweite Hälfte der Ferien war sowieso sehr viel entspannter, als die erste. Wir mussten lediglich ein bisschen Laub um das Norwegerhaus herum rechen, Kuchen und Kekse backen und das Sprachenzimmer etwas aufräumen. Im Sprachenzimmer haben wir zwei CDs gefunden, die interessanterweise uns allen dreien gut gefallen. Die eine ist ein Album der lettischen Gruppe Cosmos und das andere sind vor allem englische Kirchengesänge aus verschiedenen Jahrhunderten. Das ist vielleicht eine etwas seltsame Kombination, aber mir gefällt beides. In den letzten Tagen habe ich viele Karten für verschiedene Briefe gemalt und zusammen mit Jojo so einige Briefe geschrieben. Dafür hatte man jetzt endlich mal ein bisschen Zeit. (Außerdem haben wir am Abend relativ viel STAR TREK TOS gucken können. Natürlich wurden wir gleich als Nerds eingestuft.) Am Sonnabend waren wir noch in Madona und zum ersten Mal bei Tag in Grostona. Sonst haben wir nämlich immer nur abends Kinder abgeholt. Es hat sich herausgestellt, dass der Kater Pipers tot ist, warum weiß ich aber auch nicht. Es gibt noch einen Kater und eine Katze dort. Cipers und Suse (so heißen sie) streifen immer um den großen Herd herum und zweitere setzt sich oft auf den Zuckervorrat um dann herunter zu steigen und die heruntergefallenen Essensreste zu fressen. Ich habe gehört, dass in Grostona auf dem Bauernhof überall gefeuert wird und es keine elektrische Heizung gibt. Im Winter muss deshalb nachts aller zwei Stunden jemand aufstehen und nachlegen. Die Wasserleitungen frieren dann aber trotzdem ein. Der Frost ist allerdings im Moment wieder gegangen und wir hatten ein bisschen Sprühregen in den letzten Tagen. In Grostona haben wir Weihnachtsnoten und andere Noten durchgeguckt und uns sehr anregend über deutsches Essen unterhalten. Dabei wurde das Missverständnis beseitigt, dass wir nur Milch aus Pulver trinken und im Garten mit Chemikalien sprühen würden. Dann erklärten wir, dass wir zu Hause auch manchmal Beeren, Kartoffeln oder Möhren aus eigenem Anbau essen. Über Beeren haben wir uns sowieso eingehend unterhalten. Dann wurde uns noch ein Fotoalbum gezeigt. Wir werden immer sehr persönlich behandelt und es wird schon mal sowas zu uns gesagt wie: „Jetzt habe ich vier Töchter“. Gestern war aber auch schon ein Nationalfeiertag, nämlich der Lāčplēsis Tag. Zu diesem Anlass waren wir im geschmückten Madona in einem Musikschulkonzert. Die lettische Musikschule ist eigentlich nicht mit der deutschen zu vergleichen. Alles ist sehr viel strenger, es gibt viele Prüfungen und Abschlüsse, allerdings gibt es in der normalen Schule nur für die unteren Stufen Musikunterricht. Das Konzert war sehr abwechslungsreich. Es gab Blasmusik, Einzelauftritte, Chorgesänge aber auch Kinder, die das Nationalinstrument Lettlands (Kokle, eine Art Zither) spielten. Die Kinder scheinen hier nicht nur das Instrumente spielen zu lernen, sondern auch Ausdruck und Auftrittsweise. (Wie lege ich die Hände am elegantesten und geschmeidigsten auf die Saiten oder Tasten? Wann lege ich die Geige wie entschlossen ans Kinn?) Nach dem Konzert ging es draußen weiter. Die Kinder spielten noch einmal an der mit roten und weißen Windlichtern gesäumten Straße im Orchester. Dann wurde ein Männerchor vom Band abgespielt und ein Feuer endzündet und eine Frau redete irgendetwas über Patriotismus. Wir sind aber nicht lange geblieben. Trotzdem war es schon dunkel und kalt. Es wird hier sowieso schnell dunkel. Irgendwann (ich glaube letzte Woche) sahen wir als wir am Morgen aus dem Norwegerhaus kamen ein paar Rehe auf dem Feld vor dem Haus. Sie schienen sehr an Menschen gewöhnt zu sein und gaben sich keine Mühe besonders schnell wegzukommen. Mit den Vögeln ist es auch so. Als wir zwischen ein paar Bäumen Laub rechten, flog ein Kleiber von einem zum anderen und schien nicht im Mindesten aufgeregt zu sein. Immer wenn wir abends zum Norwegerhaus gehen und es nicht bewölkt ist, sehen wir die Sterne. Einmal war der Mond wie in einem Kinderbuch ganz groß und gelb, obwohl er nur eine Sichel war. Würden wir nicht jeden Abend dieses Stückchen gehen müssten, hätten wir ihn verpasst und mit ihm viele zauberische Sternenhimmel. ... comment |
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