Paula und das Lied der Bäume
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Donnerstag, 20. November 2014
Riga
paula solosimpe, 16:48h
Am Freitag fuhren wir nach Riga. Da wir doch nicht unseren alten Schlafplatz bei den Freiwilligen dort nutzen konnten, wurde uns noch ganz kurzfristig ein anderer hertelefoniert und zwar bei einer sehr lieben Familie mit lettischer Mutter und deutschem Vater.
Riga ist voller Krähen. Es gibt auch viele Spatzen und Tauben, aber es gibt noch mehr Nebelkrähen. Sie fliegen überall herum und krächzen. Ich mag sie. Ab Freitag fand in Riga ein Lichterfestival statt. Viele Häuser wurden mit unterschiedlichen Bildern und kurzen Filmen angestrahlt und es gab noch andere Lichtshows. In den ersten Tagen machten wir einiges mit den Freiwilligen in Riga. Zum Beispiel trafen wir einen sächsischen Käseverkäufer und versuchten Weihnachtsgeschenke zu finden. Eigentlich bummelten wir die meiste Zeit durch die kalten Straßen. Dabei sahen wir auch den Zentralmarkt. Dort gibt es vor allem Lebensmittel und Kleidung. Es gibt mehrere große Hallen, in denen Verschiedenes angeboten wird, es gibt also zum Beispiel eine Halle für Milch- und eine für Fleischprodukte. An vielen Stellen werden traditionell gestrickte Mützen, Schals und Handschuhe für teures Geld verkauft. Oft sind die Muster auf ihnen von alter Symbolik abgeleitet. Zum Beispiel stört es hier keinen, wenn ein Muster ein Hakenkreuz enthält, das ist ganz normal. Es wird hier mit der Sonne assoziiert und ist, neben vielen anderen Symbolen, in Bändern und Strickmustern zu finden. Am Sonntag waren wir in der Nationaloper, obwohl wir erst am selben Tag nach Tickets fragten. Wir hatten wirklich Glück und bekamen gerade noch die letzten vier Karten für den Nussknacker, zwei für die zweite Reihe für zwölf Euro und zwei für weiter oben für sieben Euro. Scheinbar ist Theater hier generell sehr preiswert und oft billiger als Kino. Oft bekommt man schon Karten ab fünf Euro und Stehplätze gibt es für vier Euro. Die Vorstellung war wirklich sehr schön. Kostüme, und Schauspiel waren sehr klassisch und das Bühnenbild sehr verträumt, vor allem beim Tanz der Schneeflockenfeen, nämlich mit verschneiten Statuen und weißen Ästen, die von der Decke hingen. Es waren auch sehr viele junge Leute und Studenten in der Oper, vielleicht weil man es sich hier einfach leisten kann. An einem Tag bekamen wir von unserem Gastvater Orte der Stadt gezeigt, an denen man normaler Weise vorbei geht, zum Beispiel ein altes Kino welches eher wie ein Konzertsaal aussah. Bis vor kurzem wurden dort die Filmplakate noch von Hand gemalt, und jetzt stehen sie im Regen und es liegt nicht mal eine Plane drüber. Natürlich haben wir auch die berühmten Jugendstilhäuser gesehen. Die Fassaden haben wirklich unglaublich viele Einzelheiten in Form vieler Gesichter, Sphinxen und anderer mythischer Figuren. Es gibt in Riga einige Selbstbedienungsrestaurants, in denen man Nudeltaschen oder Plinsen für richtig wenig Geld essen kann. Auch Gebäck bekommt man oft billig, dafür kostet Kaffee meistens echt viel. Auch im Supermarkt (hier zumeist Rimi) kosten viele Lebensmittel sehr viel. Dafür kostet Busfahren sehr wenig. Außerdem bekamen wir zwei sehr stilvolle Restaurants gezeigt. Das eine heißt Black Magic und verkauft den „Schwarzen Balsam“, das ist einen hier sehr berühmter Schnaps. Früher war mal eine Apotheke in dem Laden und die Einrichtung ist teilweise noch original. Allerdings hängen überall alchemistisch anmutende Gegenstände, wie getrocknete kleine Krokodile und Kräuter herum. Man konnte durch eine Geheimtür (verkleidet als Bücherregal) über eine schmale steile Steintreppe in den Keller gelangen, in dem einen eine Theke mit einem kleinen Labor erwartete. Noch schöner fand ich aber das „Rozengrals“. Das Restaurant wurde vor kurzem noch nur mit Kerzen beleuchtet. Jetzt gibt es auch ein paar elektrische Lichter, aber die sind unauffällig angebracht und das meiste Licht wird immer noch von Kerzen gespendet. Alles ist auf Mittelalter getrimmt. Über eine Rundtreppe kommt man in ein höhlenartiges sehr alten Kellersysthem. Einzelne Gewölbe sind durch enge tiefe Gänge verbunden. Es gibt Wandgemälde und Wandbehänge, das Personal ist mittelalterlich gekleidet und im Hintergrund läuft Dudelsackmusik. Abends soll es sogar Minnesänger geben. Es ist dort allerdings sehr teuer glaube ich. Ich konnte aber nur kurz auf eine kyrillische Speisekarte gucken. Auf jeden Fall wird dort das Essen nach alten authentischen Rezepten verkauft. Nach der frostigen Straße war es durch die vielen Kerzen auch schön warm da unten. Natürlich war alles etwas übertrieben, ich fand es aber trotzdem schön. Am 18. War dann der lettische Unabhängigkeitstag, auch Lettlands Geburtstag genannt. An diesem Tag muss jeder seine rot-weiße Flagge raushängen, ansonsten muss man Strafe zahlen. Allerdings glaube ich, dass die meisten Leute das nicht gerade als Belastung ansehen, immerhin trugen viele schon seit Tagen Ansteckbänder in rot-weiß, und das ist keine Pflicht. Am frühen Nachmittag versammelten sich viele Leute an der Daugava, um die Militärparade zu sehen. Wir gingen aber schon ziemlich am Anfang, so spannend war es jetzt nicht. Dafür gab es zwei Konzerte für umsonst. Das erste fand am Nachmittag statt. Es gab ein Streichquartett, zwei Solisten und Klavierbegleitung. Im Konzert wurde verschiedene klassische Musik verschiedener Komponisten (natürlich auch lettischer) gespielt. Das zweite war erst am Abend. Wir wussten gar nicht so richtig, was uns erwarten würde, als wir uns in die St. Petri Kirche setzten. Wir waren schon eine halbe Stunde eher da und trotzdem gab es fast keinen Sitzplatz mehr. Als es dann losging, standen viele Leute hinter den letzten Stühlen. Inzwischen hatten wir anhand der herumliegenden Flyer gemerkt, dass es sich bei den Musikern um eine in Lettland sehr populäre A-capella Gruppe, bestehend aus sieben Frauen (eine war aber nicht da), handelte. Die Gesänge muteten oft etwas mystisch an und waren vielleicht ein bisschen mit denen von Anúna zu vergleichen. Die Gruppe heißt „Latvian Voices“ und singt sowohl traditionell Lettisches, als auch Weltmusik und Pop. Besonders mag ich das Stück „Rūtoj Saule“. Der Nationalfeiertag endete mit einem großen Feuerwerk über der Daugava, zu dem viele Leute hinpilgerten und den Verkehr blockierten. Inzwischen wird es am Abend immer schon sehr früh dunkel. Um vier ist es schon stockfinster. Lichterzug Black Magic Rozengrals ... link (0 Kommentare) ... comment ... older stories
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